In Jahren wie 2020 kann es durchaus hilfreich sein, eine Hausbar sein Eigen zu nennen. Dazu braucht es nicht viel. Eine Flasche gepaart mit dem richtigen Wissen liefert bereits eine Vielfalt an Cocktails und Longdrinks, die man auf den ersten Blick so nicht erwartet hätte.
Ganz ähnlich verhält es sich mit Herrenmode. Ein Anzug, kombiniert mit den richtigen Accessoires kann viele Facetten annehmen. Von förmlich bis leger, von modern bis klassisch. Daher lag es für mich nahe, zusammen mit Monokel Berlin in München einen Workshop zum Thema „One bottle for all“ abzuhalten.
Durch meine langjährige Erfahrung in der gehobenen Gastronomie bin ich früh mit klassischer Herrenmode in Kontakt gekommen. Und habe diese sehr schätzen gelernt. Ein gutsitzender Anzug vermag es seinen Träger in ein anderes, meist besseres Licht zu rücken. Dabei verändert sich die Wahrnehmung nicht nur für den Betrachter, sondern auch für den Träger selbst.
Bei der Suche nach meinem ersten Maßanzug bin ich auf Monokel Berlin aufmerksam geworden. Das junge Unternehmen ist ein Maßkonfektionär der neuesten Generation mit Geschäften in Berlin, München und Riga. Dank meiner Leidenschaft für klassische Herrenmode, Stil und hochwertige Materialien habe ich mich dort direkt wohl gefühlt und es hat nicht lange gedauert bis die ersten Ideen für eine Zusammenarbeit geboren waren. Das Ergebnis war unser erster und hoffentlich auch nicht letzter Themen-Abend rund um Home Bar und Fashion. Zwei Themen, die sich wunderbar zelebrieren und kombinieren lassen.
Den Schwerpunkt haben wir dabei auf American Whiskey gelegt. Angefangen mit der Geschichte der Spirituose, über die verschiedenen Sorten wie Bourbon, Corn & Rye, hin zur Herstellung und Lagerung. Abgerundet wurde der Vortrag mit einem kleinen Cocktail 1x1. Alles begleitet von einer Verkostung der jeweiligen Vertreter ihrer Zunft. An dieser Stelle auch nochmal einen großen Dank an TeamSpirit Internationale Markengetränke GmbH für die Unterstützung in Form von flüssigen Ansichtsmaterial! Für die vier Cocktails des Abends wurde neben der Flasche Whiskey nicht mehr als ein paar Zitronen, etwas Zucker, Minze, etwas Angostura Bitter, etwas Sodawasser und Eiswürfel benötigt. Zum Mixen reichten ein Löffel und ein Schraubglas als Shaker-Ersatz.
Ein erfrischender, nicht zu kräftiger Cocktail mit dem es sich trefflich in den Feierabend starten lässt. Seinen Namen verdankt der Collins amüsanterweise geschickt Platzierten „Fake News“ aus der Mitte des 19ten Jahrhunderts. Anfänglich waren es Bartender, die ihren Gästen erzählten, dass in einer anderen Bar ein Mann namens Tom Collins sitzt, der schreckliche Gerüchte über sie verbreiten würde. Wer die Geschichte glaubte, stürmte wutentbrannt los, um den besagten Tom Collins zur Rede zu stellen und die Bartender hatten ihren Spaß. Dieser Brauch wurde mit der Zeit so populär, dass er seinen Weg in eines der ersten Barbücher fand. Aus dem mit Gin gemixten Tom Collins wurde mit der Zeit eine eigene Getränke-Kategorie, bei der lediglich die Grundspirituose ausgetauscht wird. So auch der Whiskey Collins.
In ein mit Eiswürfeln gefülltes Longdrinkglas geben und kurz umrühren. Bei Bedarf das Glas nochmals mit Eiswürfel auffüllen und ca. 100 ml Sodawasser dazugeben. Mit einem Zitronenschnitz garnieren und genießen.
An dieser Stelle sei eine Anmerkung zum Zuckersirup erlaubt. Diesen kann man zwar kaufen, einfacher und deutlich günstiger ist es jedoch ihn selbst zu machen. Dazu gibt man gleiche Teile heißes oder kochendes Wasser und Zucker in einen Topf und rührt bzw. wartet, bis sich der Zucker aufgelöst hat.
Mit Abstand ein der berühmtesten Whiskey-Cocktails und für viele das Maß aller Dinge, um die Qualität einer Bar zu beurteilen. Auch wenn das stehts eine höchst subjektive Angelegenheit ist. Der Sour als Drink wurde erstmalig 1856 im nördlichen Toronto erwähnt und nur zwei Jahre später muss die Kategorie der Sours so bekannt gewesen sein, dass die New York Times im Oktober 1858 schon über einen Sour – damals Brandy Sour berichtete. Der Whiskey Sour ist aber wohl der bekannteste und auch beliebteste Cocktail dieser Gattung. Gemixt wird er – je nach Vorliebe – mit den gleichen Zutaten eines Collins. Allerdings wird hier auf das Soda verzichtet und geshaked. Dafür kann er je nach Gusto mit etwas Eiweiß, einem Spritzer Angostura oder einem Schuss Orange verfeinert werden.
Der Mint Julep gehört abseits der Bar-Szene zu den vergessenen Klassikern. Eine Kombination aus Minze, Whiskey und Zucker, serviert in einem Silberbecher. Über die exakte Zubereitung streiten sich die Geister schon seit es den Drink gibt. So schrieb Irvin S. Cobb in seinem “Own Recipe Book” von 1936: „My grandfather always insisted that a man who would let the crushed leaves and the mangled stemlets steep in the finished concoction would put scorpions in a baby’s bed.“ Eine mehr als deutliche Absage an die Minze im fertigen Drink! Aber auch die Gegenseite findet immer wieder begeisterte Anhänger. Auch wenn der Drink bereits deutlich potenter ist, als Collinses und Sours, so hat er dank Minze und Nugget Ice das Potenzial auch an warmen Sommertagen zu erfrischen.
Alle Zutaten in ein Glas (idealerweise einen Silberbecher) geben und Minze ganz leicht andrücken. Die Minze einige Minuten ziehen lassen und bei Bedarf entnehmen. Das Glas mit Eis auffüllen und mit Minze garnieren.
Einer der ursprünglichsten und ältesten dokumentierten Cocktails die es gibt. Bevor der Begriff „Cocktail“ zu einem Sammelbegriff für alle Mixgetränke avancierte, war es ein eigenes Getränk. Der Cocktail war eine Kombination aus Spirituose (meist Gin), Zucker und Bitters. Und er wurde aufgrund der Ermangelung an Eis warm getrunken. Mit der Zeit gesellten sich auch Liköre hinzu. Der Cocktail wurde zum „Fancy Cocktail“, was vielen alteingesessenen Saloon-Gängern missfiel. Was nicht selten in einem Handgemenge oder einer Schießerei endete. Um den entgegen zu wirken bestellte man seinen Drink dann vermehrt „old fashioned“ nach altem Stil. Der Name blieb hängen und der Old Fashioned wurde zur legende.
Alle Zutaten in ein Whiskyglas auf Eis geben und so lange verrühren, bis der Old Fashioned etwas Schmelzwasser aufgenommen hat. Mit einer Orangen und Zitronenzeste garnieren. Wer meinen Ausführungen bis hierhin aufmerksam gefolgt ist wird erkannt haben, dass es keine Unmengen an verschiedenen Spirituosen bedarf, um eine große Auswahl an Cocktails zubereiten zu können. Kleine Abänderungen in der Rezeptur können einen großen Einfluss auf das Ergebnis haben. Wie in der klassischen Herrenmode eben auch.